Archaeozoologenverband

It's all about bones!

Prof. Dr. Dirk Heinrich

Ort: Flensburg

E-mail: heinrich-fl@t-online.de


Unser 1942 im Holsteinischen geborenes Ehrenmitglied Prof. Dr. Dirk Heinrich hat sich national und international vor allem als Spezialist für die Auswertung von Fischresten einen hervorragenden Ruf erworben. Die 1977 gemeinsam mit Johannes Lepiksaar (Göteborg) vorgelegte Studie zu den zehntausenden Fischknochen aus der Wikingersiedlung Haithabu (Lepiksaar/Heinrich 1977) war seinerzeit äußerst innovativ und hat bis heute nichts von ihrem Vorbildcharakter verloren. Weitere wichtige Arbeiten zu Fischknochen folgten (u.a. Heinrich 1981; 1986; 1987; 1989; 1994a; 1999a), einschließlich einer von ihm bearbeiteten und herausgegebene umfangreiche Studie zur nacheiszeitlichen Geschichte der Süßwasserfische Nordeuropas – dem Lebenswerk seines damals schon hochbetagten akademischen Lehrers Lepiksaar (2001). Parallel baute er seit Mitte der 1970er Jahre die heute so berühmte Schleswiger Vergleichssammlung für Fischknochen mit ihren vielen hundert wohlsortierten Skeletten auf (Archäozoologische Sammlung 2019).

Zur Archäozoologie ist Dirk Heinrich auf Anregung seines Mentors, des Gründers und langjährigen Direktors des Kieler Instituts für Haustierkunde, Wolf Herre, gelangt. Promoviert hatte der Biologe an einer ganz anderen Materie, der vergleichenden Morphologie von Nebennieren Hundeartiger (Heinrich 1972). Herre jedoch bot Heinrich einen wissenschaftlichen Wechsel in die in den 1960er Jahren gegründete Archäologisch-Zoologischen Arbeitsgruppe Schleswig-Kiel (AZA) an, die damals neben zahlreichen Examenskandidatinnen und -kandidaten von Hans Reichstein getragen wurde. Heinrich setzte dort nicht nur mit seinen Untersuchungen zu Fischknochen bald eigene Akzente, sondern legte auch umfassende Publikationen vor zu mittelalterlichen (z.B. Heinrich 1985; 1991a; 1999b; 2006) und steinzeitlichen (z.B. Heinrich 1993; 2000) Fundplätzen, aber auch zu Spezialanalysen einzelner Taxa (z.B. Heinrich 1991b; 1994c; 1995; 1997; Benecke/Heinrich 2003) sowie methodische Arbeiten (Heinrich 1994b; 1999a; 2005). Zwischendurch erfolgte 1996 seine Habilitation und umgehende Ernennung zum Professor am Institut für Haustierkunde.

Auch aus dem Ruhestand heraus erscheinen regelmäßig neu Publikationen aus seiner Feder, häufig in Zusammenarbeit mit national und internationalen Kolleginnen und Kollegen. Sie berühren weiterhin das gesamte Spektrum archäozoologischer Forschungen, sei es zur Ressourcennutzung im Mittelalter, zu steinzeitlicher Tiernutzung oder zur Geschichte der Beizjagd (z.B. Grupe et al. 2009; Hartz et al. 2014; Heinrich 2012; 2018a; 2018b). Wir können auf die nächsten Veröffentlichungen unseres Ehrenmitglieds gespannt sein!

Ausgewählte Literatur:

Archäozoologische Sammlung (2019): Geschichte der Archäozoologie in Schleswig unterhttp://www.zbsa.eu/zbsa/zentrum/abteilungen/archaeozoologische-sammlung

Benecke, N. u. HEINRICH, D. (2003): Neue Daten zur Entwicklung der Huftierfauna im Tieflandgebiet zwischen Elbe und Oder im Spätglazial und Altholozän. Archeozoologia 21, 19-36.

Grupe, G., HEINRICH, D., Peters, J. (2009). A brackish water aquatic foodweb: trophic levels and salinity gradients in the Schlei fjord, Northern Germany, in Viking and medieval times. Journal of Archaeological Science 36, 2125-2144.

Hartz, S., Jöns, H., Lübke, H., Schmölcke, U., von Carnap-Bornheim, C., HEINRICH, D., Klooss, S., Lüth, F., Wolters, S. (2014): Prehistoric Settlements in the south-western Baltic Sea area and Development of the Regional Stone Age Economy.Final report of the SINCOS-II-subproject 4. Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 92 (2011), 77-210.

HEINRICH, D. (1987): Untersuchungen an mittelalterlichen Fischresten aus Schleswig. Ausgrabung Schild 1971-1975. Ausgrabungen in Schleswig. Berichte und Studien 6. Neumünster.

HEINRICH, D. (1991): Untersuchungen an Skelettresten wildlebender Säugetiere aus dem mittelalterlichen Schleswig.Ausgrabungen in Schleswig. Berichte und Studien 9. Neumünster.

HEINRICH, D. (1994): Some remarks on the term „thanatocoenosis“ especially „anthropogenic thanatocoenosis“, with particular reference to fish remains. Archaeofauna 3, 93-97.

HEINRICH, D. (1995): Untersuchungen an Skelettresten von Pferden aus dem mittelalterlichen Schleswig. Ausgrabung Schild 1971-1975. Ausgrabungen in Schleswig. Berichte und Studien 11, S. 115-177. Neumünster.

HEINRICH, D. (1999): Some methodological considerations with regard to analyses of faunal history with special reference to fish remains. In: Benecke, N. (Hrsg.), The Holocene History of the European Vertebrate Fauna. Modern Aspects of Research, S. 163-170. Archäologie in Eurasien 6. Rahden/Westf.

HEINRICH, D. (2018): Are trained raptors domesticated birds? In: K.-H. Gersmann & O. Grimm (eds.), Raptor and human – falconry and bird symbolism throughout the millennia on a global scale. Advanced studies on the archaeology and history of hunting, vol. 1.1–1.4. Wachholtz Verlag – Murmann Publishers, Kiel/Hamburg, S. 277-284.

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