Janette Horvath (in Zusammenarbeit mit Holger Wendling)
Tierhaltung und Fleischkonsum auf dem eisenzeitlichen Dürrnberg
Die 7487 Tierknochen stammen aus der Grabungskampagne „Hochbichl/Emco 2015“ auf dem Dürrnberg bei Hallein (Salzburg, AT). Das Fauneninventar stammt aus Befunden eines hochgelegenen Siedlungsplatzes, die sich der Frühlatènezeit (Stufen LT A und LT B) und der jüngeren Latènezeit (Stufen LT C und LT D) zuordnen lassen. Die Analyse des Tierknochenmaterials erbrachte 2294 identifizierbare Tierknochen.
Die nach Skelettelement und Tierart bestimmte Relation der Fragmente geht mit den bisherigen Ergebnissen der Untersuchungen am Faunenmaterial des Dürrnberges einher. Das Hausrind kommt mit 61,4% an der Gesamtfundzahl auf den größten Anteil, gefolgt vom Hausschwein mit 25,4% und einem geringen Anteil Schaf und Ziege bei 12,6%. Noch überspitzter zeigen sich diese Relation bei Betrachtung des Fundgewichtes: 78,4% Rind, 14,5% Schwein und 6% Schaf/Ziege. Auf den Nachweis einer Ziege kommen etwas mehr als sechs Schafe. Die Bedeutung von Pferd, Hund und Wildtieren ist wie in den bereits ausgewerteten Komplexen des Dürrnbergs minimal. Reste vom Huhn fanden sich keine im Material. Sowohl Pferd als auch Hund sind mit lediglich 5 Resten vorhanden. Wildtierreste sind mit drei Fällen belegt. Die beiden Nachweise für den Elch (Alces alces) bestätigen das Vorkommen der Tierart wie es bereits in älteren Auswertungen gelang. Wie bisher einzig im Material des Ramsautals ist auch die Gemse (Rupicapra rupicapra) nachgewiesen. Dies ist bei einem alpinen Fundort nicht weiter verwunderlich, zeigt jedoch in seiner Seltenheit, dass Jagd eher beiläufig und unsystematisch betrieben wurde.
Als Beispiel für die Untersuchung der Tierarten im Detail mag das Hausrind dienen. Der Schwerpunkt der Verteilung liegt bei Tieren älteren Alters. Die Auszählung der Verwachsungszustände der Epiphysenfugen bestätigt diesen Befund. Es liegen keine Knochen von unter einjährigen Kälbern vor und die meisten Reste stammen von voll ausgewachsenen Rindern. Damit ist davon auszugehen, dass ein Großteil der Rinder vor ihrer Schlachtung sekundär genutzt wurde. Die Geschlechtsbestimmung ergab ein klares Überwiegen von Kühen, bei den männlichen Tieren handelt es sich hauptsächlich um Ochsen. Der hohe Anteil an Kühen im fortgeschrittenen Alter macht es also wahrscheinlich, dass die Tiere vor ihrer Schlachtung als Milch- und Arbeitstiere verwendet wurden. Deformationen an Hornzapfen oder Verletzungen der Nasenbeine, wie sie durch Hornjochanbindung und Anschirrung mit Nasenringen verursacht werden, konnten keine festgestellt werden. An sonstigen Pathologien liegen lediglich zwei feststellbare Rippenbrüche und ein Stufenbiss vor.
Literatur: Jane Horvath und Holger Wendling. Tierhaltung und Fleischkonsum auf dem eisenzeitlichen Dürrnberg - Die Faunenreste der Grabung «Hochbichl/Emco 2015». Ann. Nat. Hist. Mus. Wien Serie A 122, 2022.