Archaeozoologenverband

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Kerstin Pasda (in Zusammenarbeit mit Andrea Hampel)

Ein Grab für ein keltisches Pferd?


Abbildung: Keltisches Pferd in ungewöhnlicher Lage (Foto: Denkmalamt Frankfurt am Main)



In einer Grube am Rande einer eisenzeitlichen Siedlung wurde durch das Denkmalamt Frankfurt das Skelett eines vollständigen Pferds geborgen. Bei dem Tier handelte es sich um eine zwischen 19 und 22 Jahre alte Stute, die mit einem Stockmaß von maximal 127 cm kaum größer als ein heutiges Shetlandpony war. Die geringe Körpergröße kann für Pferde der Eisenzeit als charakteristisch gelten. Zeitgenössische Reiterdarstellungen aus England, dem dänischen Gundestrup und österreichischen Hallstatt zeigen stets Erwachsene, die mit den Füßen fast den Boden berühren, und betonen damit die geringe Größe der Pferde.
Das Pferd lag mit untypisch gestreckten Beinen in der Grube. Die Wirbelsäule war im Bereich der Lendenwirbel getrennt. Das Fehlen von für ein Entfleischen typische Schnittspuren zeigt, dass das Pferd nicht als Fleischlieferant gedient hatte, sondern im Gegenteil, vollständig und im skelettalem Verband in die Grube kam. Bemerkenswert sind Schnittspuren an den Beinen oberhalb der Hufe. Diese könnten mit dem Transport zur Grube in Zusammenhang stehen. Wahrscheinlich wurde der Kadaver an den Beinen mit einem Seil zur Grube gezogen und abgelassen, dann der Strick mit einem Messer durchtrennt. Ein solches Vorgehen würde auch die für Pferde untypische gestreckte Beinhaltung erklären.

 

Publikation: Hampel, A. & Pasda, K., 2022. Ein Grab für ein Pferd? In: Keltenland Hessen. Archäologische Spuren im Herzen Europas. Hrsg. Archäologisches Landesmuseum KELTENWELT AM GLAUBERG, Glauburg-Glauberg, Vorderau Museum, Fulda. Krüger Druck+Verlag GmbH & Co. KG, Merzin, 1. Aufl. 2022, 144-145.

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