Janette Horvath
Schweinefleisch, Haushühner und Rinder mediterraner Herkunft
Die archäologische Fundstätte Mont Lassois, nahe Vix in Burgund, befindet sich etwa 6 km
nördlich von Châtillon-sur-Seine. Die Siedlung auf dem Berg und am Fuß gilt als Beispiel für einen sogenannten Fürstensitz der Hallstattzeit. Im Faunenmaterial aus dem Bereich Les Renards, am östlichen Fuß des Zentralortes, gelang ein früher Nachweis für den Import italischer Rinder sowie für die Haltung von Haushühnern. Die archäozoologische
Untersuchung des Faunenmaterials aus dem Siedlungs- und Werkstattbereich am Hang des hallstattzeitlichen Zentralortes Mont Lassois zeigte, dass die Fleischversorgung der Bevölkerung hauptsächlich über den Konsum von Schweinen gedeckt wurde. Die Verwendung von Rindern als Fleischlieferanten erfolgte in geringerem Maß. Schaf- und Ziegenhaltung im Siedlungsbereich und die Jagd auf Wildtiere wie Rothirsch oder Wildschwein bereicherten den Speiseplan.
Die in den Zonen I und II durchgeführten Grabungen erbrachten tierische Überreste im Umfang von etwa 61 kg. 5'344 Fragmente mit einem Gesamtgewicht von 46.4 kg konnten anatomisch und taxonomisch, von einigen Ausnahmen abgesehen, bis auf das Artniveau bestimmt werden. Die determinierbaren Fragmente verteilen sich auf dreizehn Säugetier- und sechs Vogelarten. Die Masse der Haustiere wird dabei unverkennbar durch die Schweine und Rinder gebildet, die fast zwei Drittel der bestimmbaren Funde ausmachen. Eine etwas untergeordnete Stellung nehmen die Schafe und Ziegen ein. Dem Pferd scheint der geringen Fundzahl nach nur wenig Bedeutung beigemessen worden zu sein. Hunde sind, verglichen mit dem Pferd, etwa gleich selten vertreten. Die seltenste Beimengung an Haustieren stellt das Huhn dar. An Wildtieren sind hauptsächlich der Rothirsch und das Wildschwein nachgewiesen. Im Vergleich zu den bisherigen Faunenanalysen am Mont Lassois bestätigen sich die bisherigen Tendenzen mit dem Hauptwirtschaftstier Schwein. Als Hauptlieferant für Fleisch gelten das Schwein und das Rind. Der Befund reiht sich damit in das übliche Spektrum befestigter Höhensiedlung in Nordfrank-reich ein und fällt lediglich durch einen höheren Schweineanteil auf.
Die Haustiere entsprechen den für die Eisenzeit üblichen Relationen, lediglich in Bezug auf einige Rinderknochen waren Abweichungen zu erkennen. So waren in beiden Zonen von Les Renards einzelne Rinderknochen vorhanden, die aufgrund ihrer Größe und Gestalt nicht in das übrige Rinderensemble des Materials passten. Da dieses Phänomen auch in den Fundkomplexen von Huguet und Méniel auftrat, musste eine Klärung dieses Vorkommens unbedingt erfolgen. Nach Absicherung ihrer Datierung in die Zeit HaD2/D3 und einem osteometrischen Vergleich wurde ausgeschlossen, dass es sich bei den Knochen um den Auerochsen handeln könnte. Über morphologische Kriterien und metrische Verfahren gelang es schließlich, die Knochen mit mediterranen Rinderschlägen in Verbindung zu bringen und damit auf einen möglicherweise frühen Import solcher Rinder hinzuweisen. Ob diese als Geschenke oder gezielt zur Zucht eingeführt wurden, muss hingegen offenbleiben.
Literatur:
Janette Horvath, Archäozoologie am Mont Lassois. Ein archäozoologischer Beitrag zur Wirtschaftsgeschichte späthallstattzeitlicher Zentralorte. Bar International Series 3090, 2022.